Reisebericht 2017
In diesem Jahr waren vier AktkivistInnen der Gambia Solidarität in dem Land in Westafrika. Es war wieder sehr erlebnisreich und wir haben einiges auf den Weg bringen können.
Da ich in diesem Jahr einige Seminare an der Universität für die Studierenden der Physiotherapie gehalten habe, waren wir in einer Gästewohnung der Universität in Serrekunda untergebracht. Damit waren wir auch wohntechnisch dem Land und den Menschen sehr nah und bekamen genau mit, was es heißt, in einem armen Land zu wohnen. Nur die Hälfte der Zeit gab es Strom, und fließendes Wasser hatten wir auch nicht. Das störte unsere Wohngemeinschaft jedoch nicht, da wir sowieso jeden Tag von morgens bis abends unterwegs waren.
Als besonderes Projekt haben wir einen Film über unsere Partnerorganisation gedreht, so ist es leichter, den Menschen hier in Deutschland etwas über die Arbeit in Gambia zu ermitteln. Für die Filmarbeit setzte sich ehrenamtlich die Filmemacherin Marie Charlier ein, zusammen mit ihrem Tontechniker Gregor Schöne und Matthias Ludynia, der die Interviews führte.
Sobald der Film fertig geschnitten ist wird er an verschiedenen Orten in Osnabrück, Hamburg und Berlin gezeigt.
Unsere Freunde von der orthopädischen Werkstatt der GAPD (Gambian Association for the Physically Disabled) in Banjul freuten sich sehr mich wiederzusehen und auch ich habe mich gefreut, daß sie alle noch gesund und aktiv sind. Immerhin haben zwei der Mitarbeiter selbst ein körperliches Handicap und sitzen im Rollstuhl. Wir konnten diesmal Schleifbänder für die Maschinen mitbringen, die dringend für die Anpassung von Prothesen benötigt werden, und die in Afrika nicht zu beschaffen sind.
In diesem Jahr hatten wir auch ein Treffen mit dem sehr beschäftigten Chairman der GAPD, einmal um den ständigen Austausch zu verbessern und zum anderen um neue Projekte zu besprechen. Das Gespräch mit ihm machte noch einmal sehr deutlich, daß die GAPD nicht nur eine reine Hilfsorganisation ist, die fast ganz Westafrika orthopädietechnisch versorgt, sondern auch einen politischen Anspruch hat, wenn es darum geht, politische und ökonomische Perspektiven in Gambia zu schaffen und sich für die Rechte von Minderheiten einzusetzen. Immerhin ist Gambia eines der ärmsten Länder der Welt und immer wieder machen sich von dort Menschen auf den Weg um der Perspektivlosigkeit zu entkommen. Zum Glück hat sich mittlerweile die politische Situation verbessert, nachdem vor einem Jahr ein neuer Präsident gewählt wurde, der Gambia die Demokratie brachte.
Bei all unseren Besuchen in der Werkstatt der GAPD konnten wir wieder die geschickte Arbeit beobachten, mit der die Mitarbeiter aus Material, das hier in Deutschland weggeworfen wird, gut funktionierende Hilfsmittel bauen. Diese Arbeit ist unglaublich wichtig für fast ganz Westafrika, in den Nachbarländern gibt es keine vergleichbare Initiative, so daß die PatientInnen zum Teil hunderte Kilometer angereist kommen um sich von der GAPD versorgen zu lassen.
Eine enge Zusammenarbeit besteht auch zwischen der GAPD und dem Small Teaching Hospital in Banjul. Zur physiotherapeutischen Abteilung des Krankenhauses habe ich schon im letzten Jahr einen Kontakt geknüpft. Daraus ergab sich, daß wir im letzten Jahr drei PhysiotherapeutInnen für ein Praktikum nach Gambia schicken konnten (siehe Bericht auf dieser Seite) und auch in diesem Jahr hatte eine Praktikantin einen Aufenthalt in dem Krankenhaus.
Zur Zeit gibt es immer noch nur zwei voll ausgebildete PhysiotherapeutInnen in Banjul. Eine kleinere Gruppe befindet sich noch in der Ausbildung an der dem Krankenhaus angeschlossenen Universität. Der Bedarf an Wissen ist groß und so war es mir eine besondere Freude drei Seminare für die Fortbildung der Studierenden und der angestellten PhysiotherapieassistentInnen zu halten. Auch bei der Behandlung am Patienten konnte ich einige Techniken zeigen.
Die Arbeit in der Physiotherapie in Gambia ist hart, hier sieht man Krankheiten, die wir in Europa gar nicht mehr kennen, aufgrund von Diabetesspätfolgen, Polio, ungünstiger medizinischer Versorgung von Gehirnschäden usw. gibt es viele PatientInnen mit Handicaps. Zusammen mit der Physiotherapieleitung haben wir für das kommende Jahr weitere Aktivitäten geplant. Außerdem bieten wir gerne weiterhin an, ein Praktikum im Krankenhaus und in der Werkstatt der GAPD zu machen.